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Begriffserklärungen

Wir nutzen an verschiedenen Stellen Fachbegriffe, die du vielleicht noch nicht kennst, oder bei denen wichtig ist, wie genau wir sie definieren.
Außerdem erklären wir ganz allgemein Begrifflichkeiten und Konzepte, die im machtkritischen Kontext relevant sind.
Dafür haben wir dieses Glossar erstellt, das stetig erweitert wird. Wir werden nach und nach weitere Begriffe ergänzen! Darüber hinaus wirst du vielleicht hier fündig:

Glossar Geschlecht und LSBTIQA+ der Amadeu Antonio Stiftung
Glossar des Informations- und Dokumentationszentrum für Antirassismusarbeit e. V.

Wir verlinken nur auf diese Webseiten und sind nicht für deren Inhalte verantwortlich.

cis

Abkürzung für cisgender bzw. cisgeschlechtlich (Adjektiv). Damit werden Personen bezeichnet, die sich mit dem Geschlecht identifizieren, dass ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
Die Benennung soll deutlich machen, dass cis Personen nicht die Norm sind: Es gibt kein „normal“ und „anders als normal“, es gibt cis und weitere Geschlechtsidentitäten.

Deadnaming

Deadnaming

Mit dem Begriff Deadname („toter Name“) wird der abgelegte Name einer trans Person bezeichnet – Deadnaming bedeutet also das Ansprechen einer trans Person mit ihrem alten Namen. Deadnaming kann versehentlich vorkommen, oder wenn über die Vergangenheit vor der Transition gesprochen wird – kann aber auch demonstrativ genutzt werden, um zu zeigen, dass jemand die Transition nicht anerkennt.

Der Umgang mit dem alten Namen ist individuell unterschiedlich, Deadnaming kann aber als sehr schmerzhaft empfunden. Es ist darum wichtig, den gewählten Namen aller Menschen, egal ob cis oder trans, anzuerkennen und zu nutzen.

Quellen: queer-lexikon.net und ichbinslinus.de

Feminismus

Feminismus ist der Überbegriff für verschiedene politische und gesellschaftliche Strömungen mit dem Anliegen der Selbstbestimmung, Freiheit und Gleichheit für alle Menschen.
Historisch aus der Frauenbewegung entstanden, setzen sich feministische Bewegungen für Veränderungen der Geschlechterverhältnisse wie auch der gesellschaftlichen Ungleichheit generell ein.

Es gibt nicht den einen Feminismus, sondern verschiedene Ansätze, teilweise mit vielen Überschneidungen, teilweise auch mit unterschiedlichen Überzeugungen. Ein kleiner Überblick findet sich auf der Webseite des Gunda-Werner-Instituts, der auch die Basis für diese Definition liefert.

Die Mücke strebt einen intersektionalen Feminismus an.

FLINTA*

FLINTA* steht für Frauen, Lesben, Inter, Nicht-binär, Trans, Agender. Der * am Ende verweist auf die Vielzahl von Selbstbezeichnungen von FLINTA*. Der Begriff steht also für alle Menschen, die aufgrund ihres Geschlechts von Diskriminierung betroffen sind und besonderen Schutz vor patriachaler Gewalt bedürfen.

FLINTA* ersetzt nicht das Wort „Frauen“. Der Begriff hat eine ganz eigene Bedeutung und wenn wir ihn verwenden, dann tun wir das sehr bewusst.

Gender

Im Englischen wird unterschieden nach Sex und Gender. Sex steht für das biologische Geschlecht, Gender für das soziale Geschlecht. Im Deutschen gibt es nur das Wort Geschlecht. Um die sozialen Bedeutungen und Auswirkungen von Geschlecht näher betrachten zu können, hat sich im Deutschen das Wort Gender etabliert.

Das Wort Gender ist auch ein Synonym für Geschlechtsidentität, also die Frage, ob sich eine Person als Frau oder Mann, als trans-, intergeschlechtlich oder non-binär versteht.

Geschlecht

Es gibt mindestens drei Kategorien von Geschlecht:

  1. Das biologische Geschlecht. Darunter fallen die Dimensionen äußere Geschlechtsorgane, innere Geschlechtsorgane, Hormone und Chromosomen
  2. Das soziale Geschlecht (oder Gender), das sich zusammensetzt aus den Dimensionen sozialisiertes Geschlecht (wie sehen und behandeln mich andere) und gefühltes Geschlecht (wie sehe ich mich)
  3. Der Geschlechtsausdruck, darunter zählt z.B. Kleidung, Styling, Farbpräferenzen, Verhalten, Interessen und Kompetenzen. Der Geschlechtsausdruck ist eng mit gesellschaftlichen Vorstellungen verbunden und ständig im Wandel.

Die Geschlechtsidentität setzt sich aus diesen Kategorien zusammen und ist für jede Person individuell. Sie kann sich auch im Laufe des Lebens verändern. Die Kategorien sind als Spektrum zu sehen: Viele Menschen befinden sich bei den verschiedenen Dimensionen irgendwo zwischen 0 und 100 – einige ordnen sich gar nicht dort ein.

Quelle: „Mädchen, Junge, Kind“ von Daniela Thörner

Heteronormativität

Heteronormativität beschreibt eine Weltanschauung und ein gesellschaftliches Wertesystem, das nur zwei Geschlechter (männlich und weiblich) und heterosexuelle Beziehungen (ein Mann und eine Frau) anerkennt und als normal ansieht. Dadurch werden Geschlechtsidentitäten und Arten, Beziehungen zu führen, die nicht in dieses System passen, als „anders“ bewertet und herabgesetzt. Dies äußert sich durch verschiedene Formen von Diskriminierung und gesetzlichen Strafen sowie durch mangelnde öffentliche Sichtbarkeit von Vielfalt.

Quelle: Diversity Arts Culture

inter*

inter* Menschen kommen mit Geschlechtsmerkmalen zur Welt, die nicht der medizinischen Norm von ‘eindeutig’ männlichen oder weiblichen Körpern zugeordnet werden können. Sie sind biologisch bei der Geburt also weder männlich noch weiblich. Bis heute werden die Genitalien von inter* Kindern oft nach der Diagnose operativ und ohne medizinische Notwendigkeit angeglichen, also einem der beiden der medizinischen Norm entsprechenden Geschlechter zugewiesen. Dies führt teilweise zu erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen und psychischen Problemen.

inter* ist die Bezeichnung für ein biologisches Geschlecht, kann darüber hinaus aber auch eine Geschlechtsidentität sein.

Quelle: queer-lexikon.net

Intersektionaler Feminismus

Eine Person kann z.B. aufgrund des gelesenen Geschlechts, aber auch der Herkunft, rassifizierter Körpermerkmale, Klasse oder Behinderung diskriminiert werden. Ein intersektionaler Feminismus nimmt nicht nur die soziale Kategorie Geschlecht in den Blick, sondern zeigt die Verwobenheit von verschiedenen Gründen und Quellen von Diskriminierung auf. Intersektionalität kommt von „Intersection”, also „Straßenkreuzung”.

„Nehmen wir als Beispiel eine Straßenkreuzung, an der der Verkehr aus allen vier Richtungen kommt. Wie dieser Verkehr kann auch Diskriminierung in mehreren Richtungen verlaufen. Wenn es an einer Kreuzung zu einem Unfall kommt, kann dieser von Verkehr aus jeder Richtung verursacht worden sein – manchmal gar von Verkehr aus allen Richtungen gleichzeitig. Ähnliches gilt für eine Schwarze Frau, die an einer „Kreuzung“ verletzt wird; die Ursache könnte sowohl sexistische als auch rassistische Diskriminierung sein.“ – Kimberlé Crenshaw

Quelle: Gunda-Werner-Institut

LGBTIQ*

LGBTIQ* ist eine Abkürzung aus dem Englischen und setzt sich zusammen aus Lesbian (lesbisch), Gay (schwul), Bisexual (bisexuell), Transgender (transgeschlechtlich), Intersexual (intergeschlechtlich), Queer (queer). Der * am Ende verweist auf die Vielzahl von Selbstbezeichnungen, die nicht in den benannten Begriffen auftauchen. Die Abkürzung fasst also sowohl Begriffe für sexuelle Orientierungen (LGBQ) sowie für Geschlechtsidentitäten (TIQ) zusammen.

Oft wird statt der Abkürzung LGBTIQ* das Wort queer benutzt, als sei es ein Synonym. Es gibt jedoch Menschen, die sich zwar in LGBTI wiederfinden, sich aber nicht als queer bezeichnen – und andersrum (siehe Begriffserklärung queer). Es ist also vom Kontext abhängig, welche Bezeichnung treffender ist.

Machtkritik

Die Mücke versteht Machtkritik als eine Haltung. Bestehende unreflektierte Machtverhältnisse fördern Ungleichheit und Diskriminierung, diese gilt es zu analysieren und zu verändern, um Diskriminierung entgegenzuwirken. Machtkritik beinhaltet in erster Linie Selbstreflexion: Von welchen Machtverhältnissen werde ich privilegiert, wo marginalisiert und an welcher Stelle bin ich aktiv oder passiv an Diskriminierung beteiligt? Machtkritik betont, dass unterschiedliche Machtverhältnisse miteinander verflochten sind und sich gegenseitig bedingen (siehe Intersektionalität). Macht wirkt strukturell und hat immer einen Einfluss auf individuelle Erfahrungen.

Unsere Bildungsarbeit ist insofern machtkritisch, als dass wir selbst diese Haltung haben und unsere Handlungen immer wieder einer machtkritischen Analyse unterziehen. Wir wollen den Teilnehmenden durch theoretische Grundlagenvermittlung und Selbstreflexion einen Zugang zu dieser Haltung ermöglichen.

non-binär

Als non-binär, nicht binär oder englisch nonbinary (abgekürzt: enby) bezeichnen sich Menschen, die sich nicht in die binären Kategorien männlich oder weiblich einordnen können oder wollen, unabhängig vom biologischen Geschlecht.

Dazu eine Verbildlichung von Alok Vaid-Menon: „Niemand läuft herum und fragt: „Bist du in Wirklichkeit eher blau oder eher grün?“ Die Farbe türkis ist nicht blau-grün, sondern türkis.“

Passing

Passing bedeutet in Bezug auf Geschlecht, dass eine Person als das Geschlecht wahrgenommen wird, das sie nach außen hin präsentiert. Passing kann beispielsweise dazu führen, dass eine trans Person direkt mit den richtigen Pronomen angesprochen wird oder für cis gehalten wird. Vielen, aber nicht allen, trans Menschen ist ein gutes Passing sehr wichtig. Weniger Passing bedeutet jedoch nicht, dass eine Person weniger trans ist.

Der Begriff bezieht sich auf gesellschaftliche Vorstellungen von Zweigeschlechtlichkeit (Mann, Frau) und wird deshalb auch von einigen in der Community kritisiert.

Quellen: queer-lexikon.net + Regenbogenportal

Privileg

Durch jahrhundertelange Unterdrückung und Diskriminierung wurden weltweit Machtverhältnisse geschaffen, die dazu führen, dass einige Menschen aufgrund verschiedener Merkmale privilegierter sind als andere. Privilegien sind Vorteile, die diesen Menschen zum Beispiel einen leichteren Zugang zu Ressourcen verschaffen, ihnen erlauben sich freier und sicherer in der Welt zu bewegen und darüber zu entscheiden, was „richtig“ und „falsch“ ist.

Die Merkmale, die Menschen privilegieren, sind beispielsweise das männliche Geschlecht und Cisgeschlechtlichkeit, eine europäische Staatsangehörigkeit, weißsein, nicht-behindert sein ­und noch einige mehr.

 

Queer

Queer ist ein Sammelbegriff oder Regenschirmbegriff. Viele Menschen verstehen ganz Unterschiedliches unter dem Begriff queer und genau dafür ist er gut.

Queer kann sich sowohl auf die Sexualität als auch auf die Geschlechtsidentität beziehen. Menschen bezeichnen sich als queer, wenn sie nicht heterosexuell, sondern beispielsweise pansexuell, homosexuell, asexuell (…) sind oder gar nicht genau ihre Sexualität benennen wollen. Sie bezeichnen sich auch als queer, wenn sie nicht cis-geschlechtlich, sondern beispielsweise trans*, nonbinär oder inter sind.

Wenn Menschen sagen, dass sie queer sind, kann das aber auch heißen, dass sie ganz generell Heteronormativität und die Binärität von Geschlecht (also dass es nur die zwei Kategorien „Mann“ und „Frau“ gibt) in Fragen stellen. In diesem Fall ist queer dann eine Haltung.

trans*

Trans ist ein Adjektiv für Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Es ist also ein Oberbegriff für viele unterschiedliche Geschlechtsidentitäten. Das Geschlecht, mit dem sich trans Personen identifizieren, kann sowohl binär (Mann oder Frau)  als auch non-binär sein.

Trans ist eine Selbstbezeichnung von Menschen. Es gibt auch Menschen, die ihn nicht für sich verwenden, obwohl sie nach der beschriebenen Definition trans wären. Am besten ist es, Menschen nach ihrer eigenen Bezeichnung zu fragen und diese dann zu verwenden.

Bei der Definition haben wir uns am Glossar des Queer-Lexikon orientiert. Wir empfehlen ihr sehr detailliertes Glossar, in dem viele Begriffe sehr gut erklärt werden.

weiß

Tupoka Ogette schreibt auf Seite 50 ihres Buches UND JETZT DU. (2022): „Der Begriff weiß ist ebenso ein politischer Begriff und bezieht sich nicht auf die Hautfarbe. Oder hast du schon mal eine weiße Person gesehen, die den gleichen Hautton hat wie dieses Blatt Papier? Der Begriff „weiß“ definiert Menschen, die weiße Privilegien haben in Bezug auf Rassismus, also eine Person, die von Rassismus als System profitiert.“

Das ist auch der Grund weshalb wir weiß immer kursiv und klein schreiben. So verdeutlichen wir, dass es sich hierbei nur um ein Konstrukt handelt, nicht um eine tatsächliche Farbe.